Leben statt überleben

Die Vielheit der Dinge…

Leben in der heutigen modernen (westlichen) Gesellschaft ist geprägt von einer „Vielheit der Dinge“. So viele Aufgaben zu erfüllen, so viele Dinge zu erledigen, so viele Personen zu kontaktieren, so viele Informationen einzuholen und zu teilen. Und so vielen Rollen gerecht zu werden, auf der Arbeit, in der Familie, als Partner, als Freund, in der Freizeit, im Hobby, usw. usw. Du bist den ganzen Tag (und den ganzen Abend) mit den Dingen dieser Welt beschäftigt.

Ein Ding nach dem anderen wird erledigt und von der täglichen To-Do-Liste abgehakt. Und am Abend schläfst du voller Erschöpfung vor dem Fernseher ein. In solch einer Vielheit bewusst zu sein bei dem, was gerade geschieht, ist schwierig. Es gilt beim Abarbeiten der derzeitigen Aufgabe am besten schon zu überlegen und zu planen, was als nächstes kommt.

Wir dürfen wieder lernen, mehr darauf zu achten, was in uns und in unserer Umwelt gerade passiert. Deswegen frage dich selbst immer wieder: Bist du wirklich bei dir und bei dem, was du gerade tust? Nimmst du wirklich achtsam wahr, was gerade passiert?

Die Vielheit der Dinge lässt wenig Raum für wirklich Zeit für etwas, und es braucht viel Achtsamkeit, wirklich da und wach zu sein bei dem, was ist.

In der Vielheit beschäftigt zu sein ist nicht Leben, sondern eher Überleben. Denn Leben wird erlebt, findet statt, in der Bewusstheit des Augenblicks, des Momentes. Nicht umsonst gibt es die spirituellen Praktiken der Bewusstheitsschulung durch die Fokussierung auf die Dinge, die gerade getan werden. Sei ganz im Moment damit, wenn du abwäschst oder spazieren gehst oder was immer es ist. Einfache und monotone Tätigkeiten laden besonders dazu ein, in seine Gedanken abzugleiten, also bieten diese sich besonders an für eine Schulung der Achtsamkeit.

Und nutze die Zeiten des Wartens, die dir das Leben immer wieder schenkt, z.B. beim Einkaufen an der Kasse. Anstatt nachzugrübeln, ob du vielleicht an die andere Kasse wechseln sollst (wo es dann sowieso länger dauert, haha), oder was es nach dem Einkaufen zu tun gibt, sei im Moment, ohne etwas zu machen oder erreichen zu wollen. Schau dich um und genieße die vielen Farben in deiner Umgebung, die schönen Blumen vor der Kasse, die freundlichen Gesichter, die Lebendigkeit der Kinder... Was auch immer, sei präsent mit der Vielfalt und Schönheit der Formen, die dir vielleicht ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Und diese Praxis kannst du überall anwenden, wenn es eine Pause in deinem Tag gibt. Es bedarf der Achtsamkeit und Bewusstheit.

Bist du wirklich ganz in der Präsenz des Augenblickes, ist kein Ego-Verstand da, da ist nur Bewusstheit, die sich seines Bewusstseins bewusst ist. Und in diesem Moment gibt es keine Sorgen um die Vergangenheit und die Zukunft, keine Geschichte wird erzählt, sondern es wird nur wahrgenommen und lebendig gefühlt, was gerade ist. Der Himmel auf Erden ist in diesen Momenten ganz nah.

Es gibt eine schöne Atem- und Bewusstheitsübung, angelehnt an eine etwas längere Meditation von Thich Nhat Tan. Dies bezieht auch die Körperwahrnehmung mit ein, um aus den Gedanken des Verstandes herauszukommen. Du hältst aus deinem Tagesablauf heraus ganz bewusst inne, egal, wo du bist und was du tust, und sprichst für dich innerlich ein paar Worte, während du bewusst und vertieft ein- und ausatmest:

Ich atme ein und spüre meinen Körper,

Ich atme aus und lächle,

(einatmen) Ich bin ganz im jetzigen Moment,

(ausatmen) und ich weiß, es ist ein wunderbarer Moment.

Leben im Moment

Dieses Innehalten immer wieder neu über den Tag hinweg sorgt für mehr Achtsamkeit und Bewusstheit in deinem Leben. Du hältst immer wieder an, insbesondere wenn dir bewusst wird, dass dein Verstand die Führung übernommen hatte, und verbindest dich mit dem Moment.

Und im Moment sind auch die anderen Ebenen deines Wesens erfahrbar. Das Ich erweitert sich, und du nimmst das Leben aus einer weiteren Perspektive wahr. Es sind nur zwei Atemzüge und das Nachspüren danach, und sie bringen dich in die Schönheit des einzigartigen Momentes.

Du kannst dich beim Erinnern an das Innehalten auch unterstützen, z.B. mit einem Zufallsalarm von deinem Mobiltelefon siebenmal am Tag. Oder du wählst beim Einkaufen immer die längere Schlange vor der Kasse, haha. Oder was immer dir einfällt. Auch hier gilt, dass es zunächst Einsatz braucht, um die neue Übung in deinen Tag einzubringen, und nach einiger Zeit willst du sie nicht mehr missen und sie geschieht ganz automatisch.

Viel Freude!

Zurück
Zurück

Du musst nicht mehr kämpfen

Weiter
Weiter

Was ist schön