Was ist Gott?

Hier zunächst die ersten Worte aus dem mehrere Tausend Jahre alten Buch „Tao Te King“ von Lao-Tse:

Tao Te King

Könnten wir weisen den Weg,
Es wäre kein ewiger Weg.
Könnten wir nennen den Namen,
Es wäre kein ewiger Name.

Was ohne Namen,
ist Anfang von Himmel und Erde.
Was Namen hat,
Ist Mutter der Zehntausend Wesen.

Dieser alte Text aus China weist wunderbar darauf hin, dass der Mensch mit der Sprache, seinem Mittel der Beschreibung der physischen Welt, das Formlose, also Gott, nicht er-fassen oder be-greifen kann.

Sprache besteht aus Worten und Wortkombinationen, die als Symbole für Formen und Zusammenhänge von Formen dienen. Da es unter den Menschen (zumindest einigermaßen) Einigkeit über die Zuordnung von Symbol und Gegenstand gibt, können wir mit Sprache Dinge in der physischen Realität erfassen, beschreiben und uns darüber austauschen: Ich sage oder schreibe das Wort “Baum”, und die anderen Menschen verstehen relativ gut, was ich meine.

Beim Wort Gott ist dies anders, denn wir beziehen uns dann auf eine andere Ebene der menschlichen Existenz. Gott gehört nicht zur physischen Realität, er kann sich darin ausdrücken, doch ist kein physisches Wesen. Die Erfahrung von Gott ist sehr individuell und subjektiv. Was ich erfahre, wenn ich in Kontakt mit Gott bin, ist mit Worten schwierig zu beschreiben, da es nicht Teil des Erfahrungsraums ist, für den Sprache eigentlich gemacht ist.

Und trotz aller Unzulänglichkeiten können wir uns mit Sprache und Worten dem annähern, welche Erfahrungen individuell gemacht werden und was Gott für mich ist. Und durch den Austausch darüber entsteht auch eine Verständigung, was die meisten Menschen auf dieser Ebene erfahren .

Gottesbilder…

Im Laufe der Entwicklung der Menschheit wurde Gott sehr unterschiedlich beschrieben, was auch immer den Entwicklungsstand und die Struktur der dazugehörigen Gesellschaft widerspiegelten und widerspiegeln: Naturgötter der Jäger und Sammler; die Pantheons der Sumerer, Ägypter, Griechen und Römer; die Vielfalt der Götter, Halbgötter und Dämonen in den östlichen Kulturen; der eine Gott der Juden, der Christen oder der Muslime, oder die Große Leere der Buddhisten.

Mein Versuch der Beschreibung von Gott ist wie folgt:

Gott ist Leerheit und Ganzheit.

Gott ist das unendliche Bewusstseinsfeld, das hinter allem steht", aus dem alles kommt und das sich weiter ausdehnt. Dieses Feld ist wohlwollend und intelligent. Es ist möglich, dieses Feld der Formlosigkeit ganz persönlich zu erfahren, z.B. in tiefer Meditation. Oder seltener in Extremsituationen wie Nahtoderfahrungen.

Und Gott ist auch das "Alles, was ist", das aus diesem unendlichen Feld erschaffen wird. Man kann Gott in den Teilen dieses "Alles" sehen und erfahren. In einem Sonnenaufgang, in einem Menschen oder Tier, in einem Kunstwerk, in einer Blume, in irgendeinem Teil der materiellen Welt der Form.
Es könnte auch etwas nicht-Materielles sein, in dem man einen Blick auf Gott erahnen kann; Stimmen von Tieren, Klang von Musik, Kausalität in der Mathematik, philosophische Gedanken. Dies sind alles Manifestationen aus dem unendlichen Gottesfeld.

 

Und so ist Gott auch in der Leere oder in der Fülle für jeden Menschen erfahrbar.

Viel Freude!

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