Angst und Liebe

Dieser Artikel beschreibt eine alternative Sichtweise der Herkunft und eine einfache „Behandlung“ von Ängsten, die in der heutigen Zeit so viele Menschen plagen.

Um welche Angst geht es?

Schaut man von der Etymologie (Wortherkunft) her, entstand das Wort Angst aus dem Wort Enge. Das spiegelt das körperliche Erleben, das bei vielen Menschen bei Angst auftritt.

Schaut man auf die Funktion für den Menschen in seinem Agieren in der Welt ist Angst eine Reaktion auf eine (reale oder potentielle) Bedrohung. Der körperliche und geistige Erregungszustand dient einer größeren Fokussierungs- und Handlungsfähigkeit, dieser Bedrohung begegnen zu können. Der Organismus wird in den bekannten Fight-or-Flight Modus versetzt, bereit zu kämpfen oder zu fliehen. Wird die Angst zu groß und scheint keine dieser Optionen möglich, kann als Reaktion auch ein Einfrieren (Freeze) erfolgen.

Angst lässt sich nach Intensität differenzieren, von leichten Unsicherheiten oder Befürchtungen bis zu Panik und Panikattacken.

Sie kann sich konkret auf bestimmte Ursachen richten oder ohne konkreten Anlass gefühlt werden.

Tritt sie immer wieder auf oder ist fast ständig als eine Art Hintergrundrauschen präsent, spricht die Psychologie bei konkreten Bezügen von „Phobien“ oder bei undefinierter Herkunft von „generalisierten Angststörung“. Diese Krankheitsbilder werden jedes Jahr bei vielen Millionen Menschen diagnostiziert und werden medikamentös und/ oder psychotherapeutisch behandelt.

Hier geht jetzt es um diese „neurotischen“ Ängste, die heutzutage so viele Menschen belasten und großes Leiden verursachen. Wir wollen eine Sichtweise vorstellen, die unser Erfahrung nach sehr unterstützend ist bei der Einordnung und der Linderung solcher Zustände. Und wir wollen eine Empfehlung geben, was du ganz konkret gegen die Ängste setzen kannst.

Ego-Selbst und Angst

Ein Selbstbild, das sich als Verstand in einem Körper begreift, führt automatisch zu Angst.

Mit diesem Selbstbild, dem sogenannten rationalen Ego-Selbst, fühlt sich der Mensch einsam, getrennt von den Anderen und der Welt. Er kann so auch den Sinn und die Bedeutung seines Lebens in der Tiefe nicht verstehen. Seine Existenz ist vollständig abhängig von der Erdform, die endlich ist. So entsteht eine grundlegende Angst vor allem, was die Existenz des Körpers bedrohen könnte. Herkunft der Bedrohungen sind die als getrennt erlebten anderen Menschen und die Welt im Allgemeinen. Der Mensch als Ego-Selbst muss ständig vorsichtig sein, kontrolliert alles und jeden und bereitet sich auf alle Eventualitäten vor.

Diese Angst entsteht bei der Entwicklung eines Menschen nach der ersten großen Transformation vom Körper-Selbst zum Verstand-Selbst, die auch die psychologische Geburt in die Individualität genannt wird. Erwacht der Mensch als Verstand im Körper, wird er sich seiner Endlichkeit und Trennung bewusst. Dies kann (normalerweise) als Kind getragen werden durch die Einbettung in den Schutz der Familie und durch noch nicht so ausgeprägte kognitive Fähigkeiten. Mit dem Heranwachsen wachsen die Fähigkeit des abstrakten Denkens und Individualisierung und sinkt die Einbindung in den Schutz der Familie. Das erwachsenere, nun rationale Ego-Selbst ist gefordert, die Angst anzunehmen und zu beherrschen. Bleibt ihre Einbettung in eine spirituelle Bewegung aus, wird die Angst und ihre Bewältigung ein wichtiger, wenn nicht der dominante Faktor seines Agierens in der Welt. Sicherheit sowie Abwägen und Vermeiden von Risiko werden zu sehr wichtigen Aspekten der Lebensgestaltung, wobei die Prozesse dazu teilweise bewusst, teilweise unbewusst ablaufen.
Zusätzlich müssen große Teile der Angst ins Unbewusste verlagert werden, da auf der Ebene der Form trotz aller Maßnahmen keine Lösung gefunden wird. Und im Unbewussten ist die Angst latent vorhanden und bereit, bei Krisen sofort die Führung im Agieren zu übernehmen.

Eine gegensätzliche Möglichkeit der Bewältigung von Angst ist die gewollte ständige Konfrontation damit. So ist auch die große Popularität von Extremsportarten und Extremevents zu erklären.

Als rationales Ego-Selbst, als endliches unverbundenes Individuum in einer eher bedrohlichen Welt mit begrenzten Ressourcen geht es vordringlich darum, die Existenz zu sichern: für sich selbst, die Familie, den Stamm, die Nation, die Erde, abhängig von dem Status der Entwicklung des Menschen und der Weitung der Bezugspunkte des Agierens in der Welt. Diese Priorisierung führt zu den Grundstimmungen von Angst und Misstrauen, sowie Konkurrenz um die endlichen Ressourcen.

So entsteht der Kampf, den wir derzeit überwiegend auf der Erde vorfinden.

Gottkind und Vertrauen

Aus der Perspektive der Ewigen Wahrheit braucht ein Mensch nicht so große Ängste zu haben. Er begreift sich so als eine unsterbliche Seele, die für einige Zeit hier auf der Erde mit einem Körper und einem Verstand Erfahrungen macht.

Wir nennen dieses Selbstbild Gottkind. Eine Seele ist ein individuierter Teil Gottes, und so fühlt sich ein Gottkind nicht einsam, sondern verbunden mit allen und allem anderen, eingebunden und getragen von Gott, dem großen wohlwollenden intelligenten Feld. Mit diesem Selbstbild geht es dem Menschen nicht ums Überleben, sondern um die Gestaltung seines Lebens. Was an Liebe, Lebendigkeit, Schönheit und Freude will ich erfahren, kreieren und mit anderen Menschen teilen?

Natürlich kann ein Gottkind auch Angst haben, denn es kümmert sich um diesen Körper, der seine Erfahrungen in der Welt der Form ermöglicht. Es kann auch immer wieder passieren, dass die alten Angst- Strukturen des Ego-Selbst erscheinen, wenn diese noch nicht ganz durchschaut und befreit sind. Doch das Gottkind wird sich immer wieder erinnern, dass die alten Geschichten des Ego-Selbst nicht wirklich sind, und mit dieser Bewusstheit gehen die Ängste auch wieder.

Eine einfache Übung

Vereinfacht lässt sich sagen, dass Liebe Angst vertreibt. Jede Angst lässt sich in der Tiefe auf die Abwesenheit von Liebe, Verbindung und Vertrauen zurückführen. Und deswegen geht jede Angst, wenn diese Qualitäten gefühlt werden können.

Daraus leitet sich eine einfache praktische Übung her, die bei Auftreten von Ängsten Linderung, wenn nicht sogar Heilung herbeiführen kann:

Wenn Ängste erscheinen, drücke sie nicht weg. Werde dir ihrer bewusst und schaue sie dir an. Aha, da ist wieder, diese Angst. Vielleicht mit einem bestimmten Bezug, vielleicht einfach nur eine unbestimmte Enge. Gehe in eine Beobachterposition, und erinnere dich an die Wirklichkeit der ewigen Wahrheit. Du bist eine unsterbliche Seele mit einem Verstand und Körper.

Dann entscheide dich ganz bewusst, dich mit Liebe und Freude zu verbinden, während deine Ängste gleichzeitig da sind. Denke an etwas, was du liebst, was dir Freude macht. Denke an Wesen und Dinge, die bei dir Mitgefühl und Verbindung hervorbringen. Deine Familie, deine Kinder, deine Tiere, Pflanzen, was auch immer. Vielleicht sind da Erinnerungen an Erfahrungen oder Erlebnisse, vielleicht hast du Fotos oder Videos, die du dir anschauen kannst. Vielleicht ist auch Mitgefühl für dich selbst möglich, schaue mit Mitgefühl auf dich, wie du mit dir und deinen Ängsten ringst.

Werde dir bewusst, dass viele Wahrnehmungen gleichzeitig da sind. Vielleicht erscheint für eine Zeit nur eine Qualität so im Vordergrund, dass es aussieht, es gibt nur sie. Und wenn du dich bewusst entscheidest für eine zweite Wahrnehmung, steht diese zunächst daneben und kann dann die Vorherrschaft übernehmen, wenn du ihr mehr Energie gibst. So stellst du Liebe und Freude neben die Angst, die dann dadurch in den Hintergrund treten kann. Und auch wird, wenn es dir möglich ist, bei diesen Gedanken zu bleiben.

Uns ist bewusst, dass dieses Vorgehen im Prinzip einfach ist, aber auch als nicht leicht erlebt werden kann. Tiefsitzende Ängste scheinen häufig als nicht beherrschbar und man kann sich ihnen ohnmächtig ausgeliefert fühlen. Und doch ist der Kern ihrer Ursache fehlende Liebe, Verbindung und Vertrauen. Und wenn mehr von diesen Qualitäten in deinem bewussten Erleben erscheinen, gehen die Ängste zurück. Und denke immer daran, die Ängste werden von deinem Verstand in Wechselwirkung mit dem Körper erzeugt, der die ängstlichen Gedanken fühlbar macht und eventuell so noch verstärkt. Erinnere dich daran, du bist nicht der Verstand und nicht der Körper. Sondern sie sind deine Instrumente der Erfahrung, und du kannst sie beeinflussen und leiten. Du kannst bewusst entscheiden, du bist nicht ohnmächtig, du bist souverän und frei.

Viel Freude!

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Verbunden und frei!